LEBENDE PROPHETEN ODER STANDARDWERKE? Obwohl die meisten Leute es nicht wahrnehmen, gibt es einen große Konflikt unter den Mormonen über die Wichtigkeit der vier Standardwerke. Joseph Fielding Smith, der zehnte Präsident der Kirche, verkündete unerbittlich, dass die Standardwerke die endgültige Autorität zur Klärung von lehremäßigen Streitigkeiten sein sollten. In einem Brief an Morris L. Reynolds vom 9. Mai 1966 schrieb Smith:

 

Beim Studium des Evangeliums Jesu Christi seien Sie so freundlich, Ihr Studium auf die Standardwerke der Kirche zu beschränken. Diese sind die Bibel, das Buch Mormon, die Köstliche Perle und die Lehre und Bündnisse... lassen Sie persönliche Ausführungen und die Aussagen von Personen beiseite... stellen Sie beide Füße auf festen Boden. Damit meine ich, bleiben Sie innerhalb der Lehren der STANDARDWERKE... dann werden Sie nicht irregeführt werden.“

 

Ezra Taft Benson, Präsident des Rates der Zwölf und der nächste an der Reihe, die Kirche zu führen, hat einen ganz anderen Standpunkt eingenommen. Er behauptet dogmatisch, dass der „Lebende Prophet“ wichtiger ist als die Heiligen Schriften – d. h. die vier Standardwerke – und dass das wichtigste Lesematerial in den gegenwärtigen Kirchenmagazinen und der Deseret News zu finden ist. Am 26. Februar 1980 machte Präsident Benson an der Brigham-Young-Universität folgende Bemerkungen:

 

Bald werden wir unseren Propheten an seinem 85. Geburtstag ehren. Als eine Kirche singen wir das Lied: 'Wir danken dir, Herr, für Propheten'. Hier ist also der große Schlüssel – folgt dem Propheten – und hier sind jetzt vierzehn Grundlagen für das 'dem Propheten folgen', dem Präsidenten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

ERSTENS: Der Prophet ist der einzige Mensch, der in allen Dingen für den Herrn spricht...

ZWEITENS: Der lebende Prophet ist für uns wichtiger als die Standardwerke...

DRITTENS: Der lebende Prophet ist wichtiger für uns als ein toter Prophet... der wichtigste Prophet, so weit es Sie und mich betrifft, ist der eine lebende in unseren Tagen und unserer Zeit, dem der Herr gegenwärtig Seinen Willen für uns offenbart. Deshalb ist der wichtigste Lesestoff für uns jedes Wort des Propheten, das jede Woche im Kirchenteil der Deseret News enthalten ist, und jedes Wort des Propheten, das jeden Monat in unserer Kirchenmagazinen enthalten ist. Unsere Marschbefehle für jeweils sechs Monate findet man in den Generalkonferenzansprachen, die im Ensign-Magazin abgedruckt werden...

Habt Acht vor denen, die die toten Propheten gegen den lebenden Propheten ausspielen, denn die lebenden Propheten haben immer Vorrang.“ („Fourteen Fundamentals In Following The Prophets“, von Präsident Ezra Taft Benson, BYU Devotional Assembly, 26. Febr. 1980, S. 1-5)

 

Apostel Bruce R. McConkies Meinung über den Wert der vier Standardwerke scheint genau entgegengesetzt zu Bensons Ansicht zu sein:

 

Die Standardwerke sind heilige Schrift. Sie sind für uns bindend. Sie sind Meinung, Wille und Stimme des Herrn für uns. Er hat nie etwas, auch jetzt nicht, und er wird auch nie etwas offenbaren, das im Widerspruch zu dem steht, was sich in ihnen befindet. Niemand, der durch den Geist der Inspiration spricht, wird je Lehre lehren, die nicht im Einklang mit den Wahrheiten steht, die Gott schon offenbart hat.

Diese Worte Joseph Fielding Smiths sollten jeden von uns bei unserem Evangeliumsstudium leiten: 'Es ist ganz gleich, was geschrieben steht oder was jemand gesagt hat; wenn das, was gesagt worden ist, mit dem, was der Herr gesagt hat, im Widerspruch steht, können wir es beiseite tun. Meine Worte und die Lehren jedes anderen Mitglieds der Kirche, hoch oder niedrig, müssen wir nicht akzeptieren, wenn sie mit den Offenbarungen nicht übereinstimmen. Diese Sache sollte uns klar sein. Wir haben die vier Standardwerke als Maßstab oder Waage akzeptiert, durch die wir die Lehren eines jeden messen.

Sie können nicht die Bücher akzeptieren, die von den Autoritäten der Kirche geschrieben wurden, sondern nur so weit, wie sie dem offenbarten Wort in den Standardwerken im Einklang sind.

Jeder, der schreibt, ist für das, was er schreibt, verantwortlich, nicht die Kirche. Wenn Joseph Fielding Smith etwas schreibt, das nicht im Einklang mit den Offenbarungen steht, dann ist jedes Mitglied der Kirche verpflichtet, es zu verwerfen. Schreibt er das, was in vollkommener Harmonie mit dem offenbarten Wort des Herrn steht, dann sollte es akzeptiert werden.'“ (Ein Brief an „Honest Truth Seekers“ von Apostel Bruce R. McConkie, Seite 2-3)

 

Es scheint, dass die Ansichten Apostel McConkies und Bensons unvereinbar sind.

Kapitelübersicht

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Kapitel 12
"Der Arm des Fleisches"
aus „Mormonism – Shadow or Reality?“
von Jerald und Sandra Tanner
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